Per Anhalter über die Insel / Hitchhiking around the island

12Feb2020

Hallo!

Die letzten Tage habe ich viel erlebt.

Donnerstag musste ich morgens eins der zwei Häuser ein bisschen aufräumen und habe nebenbei den Waitangi Nationalfeiertag im Maori TV verfolgt. Wie es aussieht, scheinen die Maori den Tag zu zelebrieren, während die Kiwis ihn nicht eimal erwähnen.

Donnerstagabend war ich mit Wendy, Frano und ihrem anderen Sohn Winny mit Freundin Serena, die über das Wochenende zu Besuch waren, im Currach Irish Pub. Der Pub ist laut Reiseführer und Zertifikat an der Wand unter den Top 50 besten Irish Pubs der Welt. Das kann ich jetzt nicht unbedingt unterstützen, aber das hängt sicherlich damit zusammen, dass der Besitzer in den letzten Jahren öfters gewechselt hat. Die Pommes waren labbrig und das Kohelsäurefass vom Bier leer. Die Livemusik war je nach Künstler mal besser und mal schlechter, aber insgesamt sehr unerhaltsam. Ist sehr interessant wie spartanisch das Leben hier ist. Ich habe den ganzen Abend niemanden an seinem Handy gesehen und die meisten schienen direkt vom Hof in den Pub gekommen zu sein – mit dreckverkrusteten Körpern, Gummistiefeln oder barfuß, sowohl das Publikum als auch die Künstler. Ich habe mich mit meinem gewaschenen Haar und meinen Sportschuhen komplett overdressed gefühlt.

So wie hier stelle ich mir auch die Südstaaten vor. Die Leute fahren mit brauner Lederhaut und barfuß in klapprigen Pick-ups mit Gartengeräten, Angelruten und sonstigem Werkzeug hin und her und haben immer irgendwelche kleinen Jobs zu erledigen. Meistens haben sie auch schon das ein oder andere Bier getrunken und Sitzgurte scheinen nicht zu existieren - vielleicht weil sie in die nacken Bierbauch schneiden würden.

Die drei Fischer, die Donnerstag ankamen, waren sehr erfolgreich und haben Freitag und Samstag Königsfisch und Jakobsmuscheln erbeutet und für alle zubereitet.

Freitag bin ich zur Inselbrauerei unten an der Straße. Sie haben von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und füllen einem veschiedene Sorten Bier und Cider in mitgebrachte Flaschen ab. Manche Leute kommen mit Riesen Milchkannen aus Metall. Auch die Brauerei ist natürlich 100 % solarbetrieben und so heißt die beliebteste Sorte “Aotea Solar Charged”.

Samstag und Sonntag hatte ich frei (auch wenn ich sonst nicht viel arbeite). Samstag habe ich mich schon früh morgens an die Straße gestellt um auf die andere Seite der Insel zu kommen. Es ist eine ca. 40 minütige Fahrt vom einem zum anderen Ende. Das Trampen klappt hier wirklich super, niemand fährt vorbei ohne anzuhalten. Schwieriger ist es in den vollgeladenen Autos Platz zu finden, da auch der Beifahrersitz, der Rücksitz und sämtlicher Fußraum mit Kühlboxen, Kram und Hunden beladen sind. Samstag bin ich erst mit einem Inselbewohner, dann weiter mit einem Pärchen aus Auckland bis Windy Canyon gefahren. Von da aus habe ich Mount Hobson, den höchsten Aussichtspunkt der Insel, erklommen und oben auf der Spitze die Engländer aus dem Backpackers getroffen, dann bin ich über den Kaiaraara-Pfad zurück. Das ist der Vorteil ohne Auto – man muss nicht denselben Weg zurück gehen, den man gekommen ist. In der Nähe der Kaiaraara Hütte hat mich ein amerikanisches Pärchen ein Stück mitgenommen. Sie haben gefragt ob ich noch mit ihnen in das Vogelreservat möchte, aber meine Beine waren schon zu schwer vom vielen Wandern. Direkt danach haben mich zwei amerikanische Mädels – Margaux und Erica - eingesammelt und gefragt, ob ich mit ihnen zum Whangapoua Strand möchte. Dort haben wir gebadet und gelesen und sie haben mir ihre Nummern gegegeben, für den Fall, dass ich nochmal nach Auckland komme, wo sie wohnen.

Sonntag hat mich Malcolm zu den Mermaid Pools gebracht. Das sind kleinere und größere Krater in den Felsen, die sich bei Flut mit Wasser füllen und bei Ebbe kann man dann darin liegen. Danach hat mich ein junge Frau mit nach Tryphea genommen, dem unteren Ende der Insel, wo der Irish Pub, ein Cafe und ein kleiner Laden ist. Dort habe ich Margaux und Erica nochmal kurz wiedergesehen. Leider wurde ihre Sternwanderung an zwei aufeinanderfolgenden Abenden aufgrund von Wolken am Himmel abgesagt. Ich kann mich glücklich schätzen und habe in meiner Zeit hier wunderschöne Sternhimmel, einen tief über dem Meer stehenden Vollmond und sogar eine Sternschnuppe gesehen.

Nach einem endlich mal wieder vernünftigen Kaffee (im Backpackers gibt es nur Instantkaffee), habe ich noch ein wenig Essen eingekauft und wurde von Steve, dem Benzinausfahrer der Insel, im Riesentanker zurück gefahren.

Da Sonntag die acht Wochenendbesucher wieder abgereist sind, habe ich Montag einige neue Betten bezogen und Robyn hat haufenweise Wäsche gewaschen und mir zum Aufhängen gegeben. Als ich am Ende der Leine angekommen war, konnte ich auf der anderen Seite schon wieder mit Abnehmen anfangen, da es so heiß und windig ist, dass die Wäsche innheralb weniger Minuten trocknet.

Am Nachmittag bin ich nochmal auf die andere Seite der Insel um zum Wasserfall zu gehen. Die erste Hälfte hat mich ein Typ namens Guy ein ganzes Stück mitgenommen. Er ist angeblich Filmproduzent und ständig in Europa unterwegs, aber wohnt momentan für eine Weile bei seiner Mutter, die das hiesige Vogelreservat leitet, und verdient sich Geld damit, Fotos von Angel- und Surferausrüstung auf Instagram zu posten. Er hat mir seine Nummer und sein Instagramm gegeben, aber ich bin weder an dem einen noch an dem anderen interessiert. Die zweite Hälfte bis zum Ziel wurde ich von David gefahren. Er betreibt einen Campingplatz auf der anderen Seite der Insel und hat zurzeit auch einige Freiwillige aus Deutschland.. Er war nett und hat mich ganz bis zum Beginn des Pfads gebracht, obwohl er schon längst vorher hätte abbiegen müssen.

Auf dem Rückweg hatte ich zm ersten Mal etwas Angst, dass ich nicht mehr zurück komme. Es war nach sechs (da werden hier die Bordsteine hochgeklappt). Nach 15 Minuten zu Fuß hat mich ein Pärchen aufgegegabelt, die mich aber nur ein paar wenige Kilometer mitnehmen konnten. Dann bin ich gelaufen und gelaufen und die Sonne stand schon tief und es kam weit und breit kein Auto und ich habe mir ausgemalt, wie ich notfalls zwischen den Kühen schlafe, um nachts nicht zu erfrieren. Nach ca. 30 Minuten kam dann aber meine Rettung. Nachbarn von Robyn und Malcolm, die auch gewandert waren, haben mich in ihrem Kofferraum mitgenommen.

Gestern haben ich und Wendy unser Flugticket nach Auckland gekauft. (Es gibt einen 30-minütigen Flug von der Insel zurück aufs Festland.) Wir werden Donnerstagnachmittag fliegen und ich kann bis Sonntag bei ihr und ihrem Mann wohnen, bis es weiter zu meinem nächsten Einsatzort in Piha geht. Ich werde voraussichtlich Franos Auto kaufen, da er ab März auf Weltreise geht. Entweder kauft die Familie es mir am Ende meiner Reise wieder ab oder ich verkaufe es anderweitig.

Danach sollte ich für Robyn den Jasmin am Abhang zum Wald zurückschneiden. Je mehr ich zurückschnitt, desto fragwürdigere Entdeckungen machte ich und alte Ängste kehrten unweigerlich zurück. Warum ist der komplette Boden mit alten Kleidungsstücken bedeckt? Wem gehörten die Klamotten? Ist es reine Güte, dass Robyn mir in den letzten Tagen Pfannkuchen, Brot, Mais und Eier vorbeigebracht hat oder will sie mich mästen? Ist Fabian, mein Vorgänger, jemals auf das Festland zurückgekehrt oder sind es seine Knochen, die im Garten liegen? Im Mülleimer habe ich ein altes Flugticket von ihm mit seinem gesamten Namen gefunden und habe sein Profil schon bei Facebook ausfindig gemacht. Ich werde nachher checken ob es Updates von ihm gibt.

Wenn Robyn und Malcolm keine Kannibalen sind, melde ich mich das nächste Mal entweder aus Clevedon, wo Wendy wohnt, oder aus Piha....

 

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Hello there!

The last couple of days have been exciting!

On Thursday morning, I cleaned one of the houses and watched the Waitangi national day on Maori TV. It seems that the Maori are having quite a celebration whereas the kiwis do not mention the day at all. In the evening, I went to the Currach Irish pub with Wendy, Frano, her other son Winny and his girlfriend Serena who were visiting for the weekend. I was expecting some sort of aknowledgement of this special day, maybe a little speech, but nothing such happened and when I asked the others, they evaded my question, so I reckon it is best not to dig too deep.  According to my travel guide and the certificate on the wall, the pub is amongst the top 50 world's best Irish pubs – a claim I cannot necessarily support. The chips were soggy and the gas keg for the beer empty. The live music was, depending on the performer, pretty good or pretty terrible, but always entertaining. I find it highly interesting how rudimentary life is here on Great Barrier Island. I did not see a single person on their phone that night and everyone seemed to have come directly from their farms to the pub, with mud still sticking to their arms and rubber boots, others were bare feet - the performers and the audience alike. I felt slightly overdressed with my washed hair and trainers.

Everyday life on Barrier is how I imagine life in the Southern States of America. People with leather skin driving around in rusty pick-up trucks stuffed with garden machines, fishing rods and other tools. More often than not they have had a beer or three already and do not care for seat belts, possibly because they would cut into their beer bellies.

The three fishermen (two kiwis and one Australian), who arrived on Thursday, were very successful and brought home kingfish and scallops both on Friday and Saturday which they were happy to share with the rest of us.

On Friday, I went to the island's brewery that is open Thursdays to Sundays. They have different sorts of beer and cider and you can taste as many as you like. People bring their own bottles to refill. Some even bring 3 litre metal milk cans. I like the spirit. As the brewery is 100 % run by solar power as well, their signature beer is called “Aotea Solar Charged”.

Saturday and Sunday I had free (though I never work much during the week either). On Saturday, I got up early to get a ride to the other side of the island (which takes around 40 minutes). Hitchhiking is really easy here, every car will stop for you. Trying to find a spot to sit however can be quite a challenge as both the passenger's seat and the back seats are typically filled with ice boxes, random stuff and dogs. I first caught a ride with a Barrier, then with a young couple from Auckland. From Windy Canyon, I hiked up to Mount Hobson, the island's highest point, met the English guys from the backpackers at the peak, and hiked down another path - the Kaiaraara track. The advantage of not having a car is not having to walk back the same way that you came from. Near the Kaiaraara hut, an elderly American couple gave me a lift. They asked me to join them for a trip to the bird sanctuary, but my legs were already too heavy. After they dropped me off, I immediately got another ride with two American girls, Margaux and Erika. They asked if I wanted to come to the Whangapoua beach with them. We went for a swim and read for a while and they gave me their numbers in case I come back to Auckland and want to meet up.

Sunday, Malcolm gave me a ride to the mermaid pools. They are wholes in the rocks that fill up with water when the tide is high and then you can bathe in them when the tide is low. It's quite a beautiful sight. Afterwards, a lady took me to Tryphea, the bottom end of the island where there is a cafe, the Irish pub and a store. I met Margaux and Erica again. They told me their guided stargazing trip was canceled two days in a row due to clouds. I have been really lucky during my time here and have seen wonderful star skies, a beautiful full moon standing over the sea and even a couple of shooting stars (or satellites – I am not entirely sure).

After enjoying the first good coffee I've had in a week in the little cafe (there is only instant coffee at the backpackers) and running some errands, I got a hitch back with Steve, the island's petrol driver, in his enormous truck.

As all our guests left on Sunday, I had to make up a few rooms on Monday and Robyn gave me plenty of laundry to hang. After I had just finished hanging the last sheets and towels, I started on the other end taking everything down again. The sun and wind are so incredibly strong that everything dries in a couple of minutes.

In the afternoon, I headed to other end of the island once again, this time to see the waterfall. For the first half of the way, I caught a ride with a guy called Guy, alleged film producer who is usually busy traveling around Europe sniffing coke with D list celebrities, but who is at the moment living with his mom - who runs the bird sanctuary on the island - earning extra money by posting fishing and surfer equipment on Instagram. For the second half, I got a ride with David, a very friendly man who runs one of the campsites. He has many German volunteers helping him. He was great and drove me all the way to the beginning of the trail even though he was meant to take a turn much earlier.

On my way back, I was for the first time worried that I might not make it back home. It was already past six on a weekday, a time where the whole island has typically returned to their homes to have dinner. After 15 minutes of walking I got a ride with a couple. However, they were only going a couple of kilometres. So I walked and walked alone on the road, the sun standing dangerously low already with no car in sight. I started painting pictures in my head of how I would sleep amongst the cows on the field when night would break in order not to freeze. Then, after around 30 minutes, rescue came and I got a bumpy ride in the trunk of Robyn's neighbours who had also gone on a walk.

Yesterday, Wendy and I bought our tickets back to Auckland. There is a 30 minutes flight going several times a day. We are leaving tomorrow, Thursday afternoon, and I can stay with her and her husband until Sunday when I will move on to Piha for my next job. I will most probably buy Frano's car. He will go on a world trip from March. Wendy said they will either buy the car back at the end of my trip or I can sell it elsewhere.

I was asked by Robyn yesterday to cut back the jasmine in the garden. The more I was cutting back, the more questionable discoveries I made and my old fears came crawling back. Why is the whole ground covered in old clothes? Who did these clothes belong to? What's up witht he bones? Is it Robyn's sense of hospitality that made her come over and bring me pancakes, bread, corn and eggs the last couple of days or does she want to fatten me? Has Fabian ever made it back to the mainland? In the bin I found his full name on an old plane ticket and I have already found him on facebook. I will check if there are any updates from him.

If I am not eaten by cannibals, I will send my next post either from Clevedon where Wendy lives or from Piha...

 

 

 Radio stationMount HobsonKaiaraara trackMermaid PoolsWaterfall with pool / Wassserfall mit PoolKnochen und Kleidung im Garten / Clothes and a bone in the gardenHeiße Quellen, in denen wir heute (Mittwoch) früh geschwommen sind / Hot spring we lay in today (Wednesday) morning