Vorbereitungen für mein Leben auf der Straße / Preparing for my life on the road

19Feb2020

Hallo aus Piha!

Meine Knochen wurden nicht auf Great Barrier Island vergraben und ich bin Sonntagabend erfolgreich an meinem neuen Arbeitsplatz in Piha angekommen. Montag hat es zum ersten Mal seit Monaten im Norden geregnet. Das war eine willkommene Abfrischung und Erleichterung für all die Neuseeländer, die vom Regenwasser als einzige Wasserquelle abhängig sind. Jetzt aber erst einmal zum letzten, nicht weniger ereignisreichen Wochenende in Clevedon. 

Die wichtigsten Neuigkeiten im Überblick:
Ich bin stolze Besitzerin eines roten Nissan Sentra
In diesem Nissan Sentra hat am Tag des Kaufs durch ungünstige Umstände schon jemand probegeschlafen
Ich habe neuseeländische Adoptiveltern gewonnen
Ich habe ein neuseeländisches Konto und könnte ab jetzt theoretisch auch Geld verdienen

Fabian's Facebookseite hatte mir leiden keinen Aufschluss darüber gegeben, ob er wieder heil im Festland angekommen ist. Ich habe im Endeffekt keine weitere Investigation angestellt und hoffe einfach, dass meine einzige logische Erklärung der Situation korrekt ist: Die Erde an der Böschung ist mit alten Klamotten ausgelegt, damit der unkrautartige Jasmin nicht durchkommt (was aber nicht funktioniert). Der Knochen gehörte einem der Hühner oder einer der Enten, die im Garten herumlaufen und Robyn hat mir Essen gebracht, weil sie mich mochte.

Donnerstag sind Wendy und ich in einer Miniflugmaschine für 10 Personen von Barrier nach Auckland zurückgeflogen. An einem anderen Tag hätten wir angeblich auch mit James Cameron's (Avatar”) Hubschrauber abgeholt werden können, der in der Nähe von deren Wohnort stehtDie haben da irgendwelche privaten Verbindungen. Im Miniflugzeug war es aber auch schon aufregend genug. Ich saß direkt hinter Ethan, dem Piloten, der gefühlte 18 Jahre alt war und hatte eine top Aussicht. Am Flughafen wurden wir von Wendys Mann Ivan abgeholt. Ivan ist Motorsport- und Autofanatiker, Hobbymechaniker und hat eine Riesenwerkstatt, in der auch ein seltenes Rennauto von 1956 steht, mit dem er vorletztes Wochenende an einem Rennfahrturnier teilgenommen hat. Er trägt Vokuhila, Bierbauch und baut gerne viele Schimpfwörter in seine Sätze ein, ist aber alles andere als grummelig. Ganz im Gegenteil, er ist ein Sonnenschein und sehr interessiert und belesen. Sein Großvater ist um 1890 aus Dalmatien (heute Kroatien) nach Neuseeland ausgewandert, um als „Gumdigger“ zu arbeiten. Gumdiggers waren Männer und Frauen, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert das Harz von neuseeländischen Kauribäumen ausgruben.

Donnerstag haben wir nachmittags noch eine kleine Spritztour gemacht und ich konnte das Auto ausprobieren. Abends waren wir in einem der zwei Restaurants im kleinen Ort Clevedon essen. Ich wollte die beiden einladen, aber sie haben mich nicht gelassen. Freitagmorgen hatte ich meinen Termin mit der Bank und habe dort auch direkt eine Autoversicherung abgeschlossen. Wendy hat gefragt, ob ich auch eine Termin für meine Nägel und Augenbrauen machen möchte, bevor ich in meine weiteren Abentuer aufbreche, aber ich habe dankend abgelehnt.

Freitagabend war ich mit Andrew und seinem Arbeitskollegen Mino bei einem Nachtmarkt in einem Parkhaus. Dort waren Hunderte von Essens- und Klamottenständen, Dosenwerfen, Elektroramsch und dies und jenes. Eine Untergrundkirmes sozusagen. Wir haben Butter Chicken gegessen und unser Glück am Dosenwerfen versucht. Ich habe etwas besser abgeschnitten als die Männer, weil die Wurflinie für Frauen einen Meter weiter vorn war und ich 2 x 3 Würfe zum Preis von einem bekommen habe, aber gewonnen haben wir trotzdem nichts. Andrew habe ich mal vor ein paar Monaten in Oslo im Sprachencafe kennen gelernt kurz nachdem ich meinen Flug gebucht hatte. Er ist Neuseeländer und hat mir damals ein paar Tips gegeben. Er ist selbst immer in der ganzen Welt unterwegs und arbeitet an verschiedenen Bauprojekten. Zuletzt hat er geholfen eine Schule in Nepal wiederaufzubauen, die beim Erdbeben vor ein paar Jahren zerstört wurde. Momentan ist er in Auckland und renoviert dort ein Haus mit seinem Projektpartner Mino. Mino kommt aus Samoa, ist Bauingenieur, um die 60 Jahre alt und schreibt gerade an seiner Dissertation über Klimawandel.

Als Andrew mich nach Hause gebracht hat, sind wir noch dem Rat von Wendy gefolgt und einen kleinen Pfad zu einem Wasserfall in Clevedon gewandert, der voll von grünen Glühwürmchen war. Zusammen mit dem Wasserfall und dem Sternenhimmel ein wirklich wunderschönes Panorama. Der Südhimmel zeigt etwas mehr Sterne als der Nordhimmel weil das Zentrum der Milchstraße etwa 20° südlich des Äquators liegt. Kürzlich wurden 4.300 km² von Neuseelands Südinsel als internationales geschütztes Himmelsreservat anerkannt, dem größten Reservat dieser Art weltweit. Ich werde auf meiner weiteren Reise einige Observatorien besuchen.

 Samstag ist Wendy mit mir zum TÜV gefahren und wir haben das Auto von Frano auf mich umgemeldet. Wir haben in einem Second Hand Laden ein Kissen und Bettbezug gekauft und Wendy hat mir eine dünne Schaummatratze gegeben, die ich nun zusammengerollt im Kofferraum habe und bei Bedarf über die umgeklappten Rücksitze legen kann, wenn ich mal keine Unterkunft habe. Sie hat mir außerdem eine Pressskanne für Kaffee geschenkt, mir einen Teller, ein Weinglas und ein Satz Besteck mitgegeben und mir eine ihrer selbstgemachten Cremes geschenkt, die sowohl Körperlotion als auch Antiseptikum ist. Ivan und ich haben nachmittags das Auto auf Schäden geprüft, er hat eine Feder ausgewechselt und ich habe gelernt wie man Reifen wechselt :). Nach einer großen Waschaktion bin ich erst mit Ivan und später mit Andrew durch Südauckland gecruist und habe große Kreuzungen und die Autobahn getestet. Ab und zu verwechsle ich noch den Scheibenwischer und den Blinker, aber sonst läuft alles gut und macht Spaß auf der linken Straßenseite.

Leider habe ich am Tag des Kaufs direkt vergessen das Licht auszuschalten :). Nach dem Probefahren haben Andrew und ich abends noch Fish'n'Chips in Clevedon gegessen und als ihn nach Hause bringen wollte, sprang das Auto nicht mehr an. Dann hat er sich ein Uber bestellt, auf das wir ewig gewartet haben um dann auf der Karte, auf der man den Fahrer verfolgen kann, festzustellen, dass der er in die falsche Richtung gefahren ist. Letztendlich habe ich dann entschieden, dass Andrew in meinem Auto probeschlafen kann. Wendy war im Nachbarort bei ihrem Ekelkind babysitten und Ivan schon schlafen. Ich wollte die beiden nicht stören, aber am nächsten Morgen haben sie gelacht und gesagt, dass ich Andrew ruhig eins der Zimmer hätte anbieten können. Angeblich war es im Auto aber recht gemütlich und er konnte sich komplett ausstrecken. Nur muss ich eventuell noch ein größeres Kissen kaufen, weil der Oberköprter und Kopf leicht Schräglage nach unten haben.

Sonntagmorgen waren wir beim Bauernmarkt in Clevedon und ich habe Gemüse und Kräuter für die nächsten zwei Wochen eingekauft. Auch in Piha habe ich die Unterkunft umsonst, aber keine Verpflegung, da der Besitzer im Haus nebenan wohnt mit eigenem Haushalt und noch einen Vollzeitjob hat für den er täglich in die Stadt fahren muss. Nach dem Farmer's Market hieß es Abschied nehmen von Wendy und Ivan, die mich nun als Tochter ansehen und möchten, dass ich ihnen regelmäßig Bericht erstatte. Mama und Papa, ihr braucht euch also keine Sorgen um mich machen, ich bin in guten Händen, sollte ich auf irgendwelche Probleme stoßen. Im Anschluss wurden mir von Andrew noch der günstigste Supermarkt „Packnsave“ und der billigste Allesmöglicheladen „Warehouse“ (eine Mischung aus Baumarkt, Dänischem Bettenlager und Mediamarkt) gezeigt. Mit dem Kassenzettel von Packnsave habe ich 6 Cent Rabatt pro Liter bei der danebengelegenen Tankstelle bekommen. Es ist immer gut, Locals zu kennen. Nachdem mir also die wichtigsten Überlebenstricks beigebracht wurden, bin ich gegen Abend die malerische Serpentinenstraße des Scenic Dives” zu meinem nächsten Arbeitsort Piha gefahren.

Meine Arbeit in Piha ist wieder sehr übersichtlich. Ich arbeite nur zwei Stunden morgens von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr mit meiner Zimmergenossin Yuuka und dem Festangestellten Jeff. Wir machen die Betten, putzen die Bäder und die Gemeinschaftsküche, füttern die Hühner und sammeln Eier. Das ist alles. Yuuka ist ein Engel. Heute hat sie Geburtstag und wir haben zusammen Pizza gemacht und im Anschluss Schokoladenkuchen im Cafe nebenan geholt, mit dem sie schon seit Tagen liebäugelt. Ihre Mutter kommt ursprünglich aus Japan und ihr Vater ist Amerikaner mit schottischen und spanischen Wurzeln. Sie ist in Kalifornien geboren und wohnt aber seitdem sie fünf ist in Massachusetts. Sie wird heute zarte 23 Jahre alt, studiert Geologie und liebt die Alpen, weil sie früher immer Heidi geguckt hat. Nach Neuseeland wird sie nach Peru und Kirgistan reisen um dort das Farmleben in den Bergen zu erforschen.

Jeff nimmst sich gerne viel Zeit für das Bettenmachen, besonders für das Bügeln des oberen Teils der Laken, das später sichtbar ist, sodass es so aussieht als sei das ganze Laken gebügelt. Er wiegt außerdem die Kissen auf der Küchenwaage, um sicherzugehen, dass die schwereren unten liegen. Manchmal geht er mit dem Bügeleisen nochmal über das gemachte Bett für den finalen Schliff. Er ist ein drahtiger kleiner Mann und trägt Schuhe mit Zehentrenner. Er hat eine angenehme sanfte Stimme. Er wohnt in einem der Hostelzimmer und scheint nie zu essen. Man kann schwer sagen wie alt er ist, da er schulterlange graue Haare hat, aber ein sehr jugendliches Gesicht. 

Mehr zu Piha, den Surferstränden und dazugehörigen Surfern im nächsten Beitrag.

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Hello from Piha!

My bones were not buried on Great Barrier Island and I arrived safely in Piha on Sunday evening. Monday it rained for the first time in months which was a long yearned for relief for all the New Zealanders that depend on rain water as their only water source. But let's take a look at my last weekend in Clevedon first.

Latest news:
I am the proud owner of a red Nissan Sentra.
Due to peculiar circumstances I had to let a guy sleep in it on the day of purchase.
I have been adopted by New Zealand parents.
I have opened a New Zealand bank account and could theoretically start earning money now.

Fabian's facebook did unfortunately not give me any clues about whether he made it back to the mainland or not. In the end, I closed investigations and am hoping that the only logical explanation applies: The soil in the backyard is covered with old clothes so that the jasmine can't grow (which is not working). The bone belonged to one of the chickens or ducks that are wandering around the garden, and Robyn gave me food because she actually just liked me.

On Thursday, Wendy and I flew back from the Barrier to Auckland in a tiny little plane that can take up to 10 people. Apparently, if we had gone on a different day, we could have been picked up in James Cameron's (“Avatar”) helicopter that is parked somewhere close to where Wendy lives. They have some friendly connections somehow. I enjoyed the flight either way. I sat right behind the pilot, Ethan, who looked like he had just turned 18, and enjoyed a fantastic view. At the airport we were picked up by Wendy's husband Ivan. Ivan is a motor sport and car fanatic, hobby mechanic and has his own car garage that also accommodates a rare racing car from 1956 that he took to a car racing event the other weekend. Ivan likes to curse but he is not grumpy, quite the opposite. He's a sunshine, very interested in a wide range of subjects and well-read. His grandfather migrated from Dalmatia (now Croatia) to New Zealand around 1890 to work as a gum digger. Gum diggers were men and women who dug for kauri gum in the old kauri fields of New Zealand at the end of the 19th and early 20th centuries.

On Thursday, we went for a little joy ride and I got to test drive the car. In the evening we went to one of the two restaurants in Clevedon. I really wanted to invite the two for dinner, but they wouldn't let me pay. Friday morning I had an appointment with the bank to open my account and I bought a car insurance as well. Wendy asked if I wanted to get an appointment for my nails and eye brows as well before moving on to my next adventures, but I politely declined.

Friday evening I went to a night market in a car park with Andrew and his colleague Mino. There was hundreds of food and clothes stalls, tin can toss, cheap electronics and the likes. Like an underground fair. We had butter chicken and tried our hands at the tin cans. I did a lot better than the guys as the line for girls was a meter closer to the cans and for some reason I had two tries (2 x 3 throws) for the price of one, but still did not win anything.

I met Andrew a few months ago at the Mundo Lingo language event in Oslo right after I had booked my flight. He is a New Zealander and gave me some advice on my travel plans. He works all over the world on different building projects. Recently, he helped rebuilding a school in Nepal that had been destroyed in the earth quakes a few years ago. At the moment he is in Auckland renovating a house with his project partner Mino. Mino is from Samoa, he is a building engineer in his 60s and is currently writing his PHD thesis on climate change.

After Andrew took me home, we followed Wendy's advice and walked up a small trail to a waterfall in Clevedon. As we walked back we realised the river was full of green glow worms. The waterfall, the night sky and the glow worms combined might just have been one of the most beautiful views I have ever seen. The Southern sky has more stars than the Northern sky as the centre of the milkyway lies around 20° South of the equator. Recently, 4,300 km² of New Zealand's South island was recognised as an internationally protected sky sanctuary, the biggest sanctuary of that kind in the world. I am definitely going to a couple of observatories on my trip.

Saturday, Wendy took me to register the car and then to a second hand shop to buy a pillow and a duvet. She gave me a skinny foam mattress that I can put in the trunk and fold out on the back seats in case I do not get an accommodation for the night. She also gave me a French coffee press, a plate, a wine glass, a set of cutlery and a jar of her homemade body lotion with antiseptic effects. In the afternoon, Ivan and I put the car on the hoist and checked it for damages. He put in a new spring and showed me how to change the tires. After a big wash, I went first with Ivan and later with Andrew on a longer test drive through South Auckland. I tried the motorway and big intersections. I still confuse the windscreen wiper with the indicator sometimes, but otherwise I am fine and it is fun to be on the left lane.

Unfortunately, I forgot to turn off the lights already on the first night and ran out of battery. Embarassing. After the test drive, Andrew and I had fish and chips, which, by the way, strangely enough, come with egg, sausage and salad and when I wanted to take him home afterwards, we could not get the car to start. He then ordered an Uber that never arrived cause it went the wrong direction. In the end I decided he could test sleep in my car in front of the house. Wendy was out of town babysitting her grand daughter and Ivan was already asleep so I did not want to bother them.  I was super embarassed and did not feel like explaining the situation to Ivan and Wendy the next morning, but, amazing as they are, they just laughed wondered why I didn't offer "that poor bastard" a room inside the house. At least I know now that the car is apparently quite comfortable to sleep in and that you can stretch out completely.

Sunday morning, we went to the farmer's market in Clevedon and I bought veges and herbs for the next two weeks. In Piha as well I get the accommodation for free but have to bring my own food. After the farmer's market it was farewell time. Wendy and Ivan waved me goodbye, told me I am  their daughter now and asked me to report to them every once in a while. They might also come to visit me in Piha.

Before I left to Piha, Andrew showed me the cheapest supermarket called “Pack'n'save” and the cheapest store for EVERYTHING else called “Warehouse”. The receipt from Packnsave gave me a 6 cent discount per litre on the gasoline next door. Great to have a local that knows all the best deals. After learning the most important life hacks, I started my scenic drive on the windy roads to Piha.

The work in Piha is pretty easy. I work only two hours from 10.30 am to 12.30 pm. It's me, my roommate Yuuka who is also a volunteer and the full time employee Jeff. We make the beds, clean the bathrooms and the kitchen, feed the chickens and collect the eggs. Yuuka is an angel, the most adorable girl I have ever met. Today is her birthday and we made pizza with my favourite recipe. Then we got chocolate cake in the cafe down the road that she has had her eyes on for a couple of days already. Her mother is from Japan and her father from the US with Scottish roots. Yuuka was born in California but moved to Massachusetts when she was five. Today she turns sweet 23. She studies geology and loves the Alps from watching Heidi when she was a kid. Next she is going to Peru and then Kyrgyzstan to do research on farming life in the mountains.

Jeff likes to take his time making the beds, especially ironing the top part of the sheet so it looks like the entire sheet is ironed. He weighs the pillows on the kitchen scale to make sure the heavier one is on the bottom and sometimes he gives the bed an extra brush with the iron after it's made. He wears shoes that separate the toes and has a bouncy but noiseless walk. He has a very gentle voice and lives in one of the hostel rooms. He never seems to eat. It is hard to tell how old he is as he has shoulder long grey hair but a very young face.

More about Piha, the surf beaches and the surfer boys next week.